Wie lassen sich Facebook, Xing, Google+ & Co. erfolgreich einsetzen?

Social Media Infotag

Wie lassen sich Facebook, Xing, Google+ & Co. erfolgreich einsetzen?

…das war die Frage des „Infotag Social Media“. Mediendienstleister, Verlage und Agenturen wurden darüber aufgeklärt, wie sie Social Media-Plattformen wie Facebook, XING, Google+, Twitter und Co. mit welchen Konzepten nutzen können.

Eine Zusammenfassung des Artikels aus „Deutscher Drucker | Nr. 10 | 22.3.2012„.

Gleich zu Beginn der Veranstaltung stellte Bernhard Niemela1, Geschäftsführer der Deutscher Drucker Verlagsgesellschaft, fest:

„Das rasante Wachstum der sozialen Netzwerke wie XING, Facebook, Twitter und jetzt auch Google+ zeigt, dass es sich bei den sozialen Medien um mehr als einen bloßen Hype handelt.“

Social Media ist zu einem wichtigen Bestandteil der heutigen Multichannel-Strategien geworden. Was das in der heutigen Zeit bedeutet, zeigte Herr Niemela an der Produktentwicklung des Deutscher Drucker auf. Gegründet wurde er bereits 1894 als „Deutscher Buch- und Steindrucker“, erschien dann 100 Jahre lang als rein gedruckte Fachzeitschrift. Im Jahre 1995 wurde neben der DD-Homepage publish.de ein täglicher E-Mail-Newsletter etabliert. Durch den Relaunch der Homepage, welche nun unter Print.de zu finden ist und des tagesaktuellen Newsletters konnte die Besucheranzahl deutlich gesteigert werden – von 45.500 Visits vor dem Relaunch auf aktuell 147.164. Zudem verzeichnet man rund 6.670 Newsletter-Abonnenten. Mithilfe von Social Media wird die Reichweite zusätzlich durch regelmäßige Posts auf Facebook und Twitter gesteigert. Um einen crossmedialen Auftritt zu Vervollständigen, erscheint der Deutscher Drucker auf dem iPad, angereichert durch multimediale Inhalte.

XING

Im nächsten Vortrag stellte Oliver Gassner2 von der Firma Carpe.com Communicate! Die Business Plattform XING vor. Seit der Gründung hat sich die Plattform im Funktionsumfang deutlich weiterentwickelt und ist mittlerweile in elf europäischen Sprachen mit mehr als 11 Millionen Nutzern vertreten. Wie bei allen Social Networks muss man sich zur Nutzung von XING registrieren. Dann können im Profil Angaben über Job, Interessen und Hobbies gemacht werden. Der Unterschied zu Facebook und Twitter besteht allerdings aus der geschäftlichen Ausrichtung, so kann auf XING angegeben werden, welche Dienstleistungen angeboten werden, in welchen Bereichen jeder tätig ist, oder auch künftig tätig sein will. Mit dieser geschäftlichen Ausrichtung als B2B-Plattform unterscheidet sich XING deutlich von Plattformen wie Facebook und Google+ und bietet deshalb einige Funktionen, die den anderen fehlen.

Nutzer mit einem Premium-Account können (detaillierte) Suchanfragen formulieren und damit aktiv im ganzen XING-Netzwerk nach interessanten Menschen suchen. Ein weiteres Argument für XING ist die Gruppen-Funktion. Hier kann man Gruppen „beitreten“ die sich zu bestimmten Themen gebildet haben. Es können Einladungen an Kontakte zu Events verschicken und beispielsweise Bilder des Events hochladen werden. XING bietet zudem eine Schnittstelle zu Twitter und mittlerweile auch zu Facebook. Oliver Gassner ermunterte die Anwesenden, sich besser mit XING vertraut zu machen, gab Tipps für eine attraktive Gestaltung der Profilseite und klare Angaben, was man anzubieten hat oder was man sucht. Die deutliche Konzentration von XING auf die DACH-Region hat allerdings zur Folge, dass XING in anglo-amerikanischen Ländern wenig verbreitet ist. (Anmerkung: International ist hier LinkedIn zu nennen.)

Facebook

Das weltweit größte soziale Netzwerk stellte Dr. Matthias Ledig3 von der Social Touchpoint GmbH in Stuttgart vor. Mittlerweile fast 900 Millionen Nutzer weltweit, davon über 22 Millionen in Deutschland, sind auf Facebook registriert. Rund 50 Prozent davon gehen täglich auf Facebook. Der durchschnittliche Facebook-Nutzer hat 130 Freunde, deren Kommentare und Aktivitäten ihm in minutengenauen Angaben auf seiner Seite angezeigt werden.

Die Facebook Inc. wurde von Mark Zuckerberg gegründet, ging 2004 online und war anfänglich nur für Studenten der Harvard Universität gedacht. Inzwischen ist Facebook für jedermann über 13 Jahren offen. Im Jahre 2008 wurde Facebook dann weltweit für jedermann zugänglich.

Was als reines Consumer-Netzwerk begann, wurde über die Werbung zum geschäftlichen Business-Consumer-Netzwerk (B2C). Eine Umfrage der amerikanischen Zeitschrift „Marketers Worldwide“ im November 2011 ergab, dass 88 Prozent der Firmen von der Werbung auf Facebook eine Stärkung ihrer Marke erwarten, 85 Prozent schätzen den Aufbau eines Dialogs im Web, 59 Prozent eine Zunahme des Verkaufs und der Partnerschaften, und 41 Prozent rechnen mit einer Reduzierung der Werbekosten. Die gleiche Umfrage ergab, dass 44 Prozent den Gewinn neuer Kunden als Vorteil sieht. 18 Prozent erzielen höhere Umsätze und ebenfalls 18 Prozent registrieren häufigere Käufe. Internet-User in den USA gaben bei einer Umfrage von Oracle an, dass 32 Prozent nicht auf Facebook sind und 34 Prozent nie online einkaufen würden, womit 66 Prozent der amerikanischen Facebook-Nutzer nicht auf Werbung ansprechen. Dagegen hatten neun Prozent bei Facebook bereits ein Produkt gekauft, zehn Prozent würden eines kaufen, wenn es attraktiv genug wäre und 15 Prozent wussten gar nicht, dass der Einkauf via Facebook überhaupt möglich ist.

Für Matthias Ledig ist bereits jetzt eine Präsenz auf Facebook für ein Unternehmen ein „Muss“. Es sei wichtig für das Firmenmarken-Marketing, die Suchmaschinenoptimierung, die Nutzung als Absatzkanal, das Beziehungsmanagement sowie eine intensivere Kundeninteraktion. Noch sei eine Präsenz ein „Kann“ für die Promotion von Neuigkeiten und Neuheiten, für Produktmarketing und Anwender-Zitate, Bereitstellen von Produktvideos, Neukundengewinnung und Personalsuche. Dazu zeigte er Beispiele von Scania, General Electric und Fluke Corporation.

Sein Rat an die Anwesenden lautete, unbedingt eine Social Media Strategie für das Marketing auf Facebook zu entwickeln, um neue Kunden zu gewinnen, die eigene Marke zu stärken, Dialogmarketing einzusetzen und die Werbekosten zu senken.

Allerdings sei der Datenschutz bei Facebook im Vergleich zu Xing sehr verbesserungswürdig. Facebook sei eine „Datenkrake“, die alles sammle und öffentlich mache. Da sei Xing sicherer, geschlossener und nüchterner auf Geschäftsbeziehungen ausgerichtet.

Google+

Erst seit dem 29. Juni 2011 ist das Netzwerk Google+ online, welches Markus Besch4 Geschäftsführer von dem SocialMedia Institute in Nürtingen vorstellte. Seitdem verzeichnet die Consumer-Plattform bereits 90 Millionen Nutzer weltweit. Mehr als eine Million Google+-Seiten gebe es derzeit weltweit, was Besch für einen unglaublich schnellen Start halte. Die meisten Nutzer stammten aus den USA (30 Prozent), Indien (23 Prozent) und Brasilien (6,6 Prozent), während Deutschland mit 1,5 Prozent = 1,4 Millionen Nutzern etwa mit Frankreich und Spanien gleichauf liege. Google+ ist laut Markus Besch ein Netzwerk in der Art wie Facebook und erlaubt Personen- und Unternehmensprofile.

Erwartungsgemäß sei Google+ gut verzahnt mit der Suchmaschine und über Social Search auf lange Sicht ein Muss für alle Unternehmen. Die starke, bevorstehende Verknüpfung zu Google Apps und weiteren Google Services werden Google+ auch für die firmeninterne Nutzung spannend machen. Neben Google+ als privates soziales Netzwerk von Nutzer zu Nutzer werde es auch für die Kommunikation von Business zu Consumer (B2C) und auch immer mehr für Business zu Business (B2B) interessant werden.

Im B2C-Bereich sei Google+ gut geeignet, wenn es sich um eine online-affine, anspruchsvolle sowie Medien- oder IT-Branchennahe Zielgruppe handele. Besonders, wenn man eine umfangreiche Social Media Strategie verfolge, oder in Suchmaschinenoptimierung und Google AdWords investiere, oder wenn man Google für einen erfahreneren Partner als Facebook halte. Zwar sei die Einbindung von Anwendungen wie Shops noch schwierig bis unmöglich, aber es sei wichtig, dabei zu sein für die Zukunft.

Online-Marketing

Felix Beilharz5, Projektleiter Online-Marketing im Deutschen Institut für Marketing in Köln, gab einen Überblick, wie sich erfolgreich Marketing im Web betreiben lässt. Mit Marktforschung könne man Zielgruppen und Ziele definieren, was mit Umfragen via Twitter oder Facebook möglich sei. Für die Personalsuche zeigte er Beispiele auf Xing und YouTube. Allerdings gestalte sich der Verkauf über Social Media noch als schwierig, sei aber möglich. Wichtig sei vor allem der Aufbau einer guten Kundenbindung, auf den er detailliert einging.

Praxisbeispiel

Ein Praxisbeispiel für professionelle Nutzung des Internets und der sozialen Medien gab Stefan Höynck6 vom Verband Druck + Medien in Nordrhein Westfalen. Mit dem Titel „Der Next-Generation-Verband für Next-Generation-Mitglieder“ umschrieb er die Dienstleistungen des Verbandes mit seiner Homepage im Web. Bei den sozialen Netzwerken werden Facebook und YouTube mit 67 und 63 Prozent als wichtigste Informationsplattformen genannt, bei Business-Netzwerken seien Xing bei 21 Prozent und LinkedIn bei drei Prozent bekannt.

Der Verband unterhält deshalb auch seit 2007 eine Website auf Xing und seit 2008  einen offiziellen Eintrag bei Wikipedia. Seit 2009 twittert der VDM NRW und verzeichnet rund 1.900 Follower. 2011 war der Verband Gast-Autor des Blogs der DigiMedia in Düsseldorf. Der ganze personelle und technische Aufwand dient dem Ziel, neue Mitglieder zu gewinnen, das Image des Verbandes zu verbessern und die Bekanntheit zu steigern.

Julia Glanert7, Fachanwältin für Urheber- und Medienrecht beim BVDM, sprach über die rechtlichen Aspekte bei der Nutzung von Social Media. Sie wies auf die Wichtigkeit der Einhaltung des Arbeitsrechts, des Datenschutzes, der Haftung für die Inhalte und die Impressumspflicht hin. Verstöße hätten oft Abmahnungen zur Folge und können bei Nichtbefolgung zu Bußgeldern führen. Mit den eigenen Mitarbeitern solle man eine Social-Media-Policy vereinbaren, Bilder und Texte nur mit entsprechender Genehmigung des Urhebers und abgebildeter Personen verwenden und keine unwahren oder beleidigenden Inhalte posten.

Abschließend fasste Prof. Boris Alexander Kühnle8, Studiendekan Medienwirtschaft an der Hochschule der Medien in Stuttgart, nochmals die Kernaussagen des Vortrages zusammen.

Die Referenten:

1 ) Bernhard Niemela, Geschäftsführer der Deutscher Drucker Verlagsgesellschaft

2 ) Oliver Gassner, Berater der Firma Carpe.com Communicate!

3 ) Dr. Matthias Ledigvon der Social Touchpoint GmbH

4 ) Markus Besch Geschäftsführer von dem SocialMedia Institute in Nürtingen

5 ) Felix Beilharz, Projektleiter Online-Marketing im Deutschen Institut für Marketing in Köln

6 ) Stefan Höynck vom Verband Druck + Medien in Nordrhein Westfalen

7 ) Julia Glanert, Fachanwältin für Urheber- und Medienrecht beim BVDM

8 ) Prof. Boris Alexander Kühnle, Studiendekan Medienwirtschaft an der Hochschule der Medien in Stuttgart

Über den Autor 

Markus Besch ist Vorstand der NextDBI AG - Digital Business Institute und Begründer des SocialMedia Institute mit Hauptsitz in Stuttgart.
Sein persönlicher Fokus gilt dem Thema Social Media Strategie, den Social Business Networks LinkedIn und Twitter, sowie der Bereich Tools.

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